„Cfm vertraute uns, als es sonst niemand tat.“

GIHON, Argentinien und Cfm Oskar Tropitzsch feiern 30 Jahre Geschäftsbeziehung und Freundschaft

Alles begann vor 30 Jahren in Marktredwitz. Die damals noch „Chemische Fabrik Marktredwitz“ stellte den Hilfsstoff Thimerosal lange Zeit selbst her. Später konnte der Stoff über eine argentinische Quelle bezogen werden, welche sich nach und nach als nicht vertrauenswürdig entpuppte. Ein kaum lesbares Schriftstück veränderte schließlich alles und legte den Grundstein für eine langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen GIHON in Argentinien und Cfm Oskar Tropitzsch in Marktredwitz.

Argentinien, 1994. Ein verschwommenes Fax, verkehrt herum gedruckt, kaum lesbar. In der knittrigen Ecke eine schwer zu entschlüsselnde Adresse, die für das in Schieflage geratene Unternehmen GIHON alles veränderte: Die Nummer des Cfm-Büros in Marktredwitz, Deutschland.

Wir sollten nie voneinander erfahren

Seit vielen Jahren galt GIHON bereits als verlässlicher, weltweiter Produzent von Thimerosal. Ein zweifelhafter, argentinischer Zwischenhändler sorgte jedoch dafür, dass das Unternehmen nie Bekanntheit erlangen konnte. Bestellte Ware wurde konsequent umetikettiert, sodass auch Cfm und GIHON nie von der Existenz des jeweils anderen erfuhren. Vorerst.

Ricardo und Alberto Chevalier, Geschäftsführer bei GIHON, erzählen: „Nachdem unsere kommerziellen Aktivitäten mit dem unehrlichen Distributor endgültig eingestellt waren, fanden wir heraus, dass in einer Ecke eines falsch herum gedruckten Faxes die Nummer des Cfm-Büros darauf wartete, von uns entdeckt zu werden. Im März 1994 schickten wir unser erstes Fax an Cfm. Der Inhalt: Wir sind die wahren Produzenten von Thimerosal in Argentinien. Bei Interesse wenden Sie sich bitte direkt an uns.“

Wir sind die wahren Produzenten

Das Schriftstück zeigte bereits am nächsten Tag Wirkung. Lydia Tropitzsch, die Tante des Cfm-Geschäftsführers Steffen Tropitzsch, antwortete postwendend: „Wir sind interessiert. 300-400 Kg im Monat sind möglich.“ Ricardo Chevalier: „Ich erinnere mich noch an das Glück meines Vaters Tito, an Albertos und meine eigene Freude. Unsere ganze Familie war überglücklich. Um es auf den Punkt zu bringen: Cfm vertraute und unterstütze uns, als es sonst niemand tat.“

Und das hatte seine Gründe. Steffen Tropitzsch erinnert sich: „Die Qualität des Produktes hat uns überzeugt. Darüber hinaus war sofort ein großes gegenseitiges Vertrauen da. Familie Chevalier hatte zu dieser Zeit schon nahezu alles verkauft. Das Fax war wie der Silberstreif am Horizont.“

Ethisch und menschlich auf einer Linie

Gleich darauf erfolgten die Verhandlungen und im Juni 1994 schließlich die erste Lieferung nach Deutschland. Trotz der Freude über die neu entstandene Geschäftsbeziehung blieb die Situation für GIHON zunächst schwierig. Zwar produzierte GIHON nach wie vor ein hervorragendes Produkt, dessen Qualität von mehreren Unternehmen weltweit validiert worden war. Doch dem Unternehmen fehlte es an Kontakten. Jetzt galt es, den Vertrieb von Grund auf neu aufzubauen. Auch hier konnte GIHON Positives aus der Zusammenarbeit mit Cfm ziehen.

Ricardo und Alberto Chevalier: „Cfm kannte den Markt, auf dem wir Fuß fassen wollten. Die geografische Lage von Cfm war strategisch wertvoll. Noch dazu half uns die Vertriebserfahrung des Teams. Wir waren uns sicher, dass diese Synergie perfekt war, um unser international wettbewerbsfähiges, hochwertiges Produkt erfolgreich zu vertreiben. Wir waren nicht nur geschäftlich auf einer Linie, sondern vor allem auch ethisch und menschlich.“

Argentinische Leichtigkeit trifft deutsche Präzision

Dies kann auch Cfm-Geschäftsführer Steffen Tropitzsch bestätigen: „Die menschliche Verbundenheit und das gegenseitige Vertrauen ist außergewöhnlich. Zu Beginn gab es einige Hürden zu meistern, unter anderem Sprachbarrieren und die Tatsache, dass argentinische Leichtigkeit auf deutsche Präzision traf. Wir haben gemeinsam vieles optimiert, unsere Erfahrungen geteilt, Audits durchgeführt. Es wurde hin und wieder auch emotional, aber genau so ist diese Verbundenheit entstanden. Und: Das gute Bauchgefühl war von Anfang an da.“

Das Besondere an der Partnerschaft zwischen Cfm und GIHON ist die Freundschaft, die über das Geschäft hinaus geht. Wann immer eines der Unternehmen Hilfe brauchte, stand der andere zur Seite. Trotz des einem oder anderen Stolpersteines zu Beginn der Zusammenarbeit gaben die Brüder Alberto und Ricardo ihr Wort: „Vertrauen Sie uns. Wir werden Sie nie im Stich lassen.“

Weltweit einziger Produzent von Thimerosal

Wie in jeder Geschäftsbeziehung galt es auch hier immer wieder, Höhen und Tiefen zu meistern. „Glücklicherweise stechen im Rückblick die Meilensteine und Erfolge hervor“, erinnern sich die Chevalier-Brüder. Einer der wichtigsten Meilensteine geschah im Jahr 1998. Der damals bedeutendste Hersteller von Thimerosal, ein europäisches Unternehmen, erkannte das Produktions-Know-how von GIHON an und ebenso die herausragende Produktqualität. Daraufhin bot das Unternehmen an, den Kundenkreis im Austausch für die Produktionsexklusivität für GIHON zu erweitern. Oskar Tropitzsch, Vater von Steffen Tropitzsch, reiste zum ersten Mal nach Argentinien, um den gesamten Verhandlungsprozess zu begleiten. GIHON galt ab sofort als einziger Hersteller von Thimerosal weltweit.

Im Hintergrund braute sich jedoch der nächste Tiefschlag für GIHON zusammen. Dieser zeigte sich bereits drei Jahre später, 2001. Die argentinische Wirtschaft befand sich an einem Tiefpunkt. GIHON musste sich der Aufgabe stellen und erheblich in den Ausbau der Produktionsstätte investieren, um die Marktnachfrage bedienen zu können. Oskar Tropitzsch zögerte nicht lange und gewährte GIHON ein entsprechendes Darlehen für dieses Vorhaben. 

Beide Unternehmen blicken positiv in die Zukunft und sind bestrebt, den Weg weiterhin gemeinsam zu gehen. Ziel sei es, weitere hochwertige Produkte zu vertreiben und die Prozesse kontinuierlich zu verbessern. Ricardo und Alberto Chevalier abschließend: „Die Zukunft hat es immer gut mit uns gemeint.“

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