Glykoalkaloide: Kartoffeln und Tomaten als potenzielle Wirkstofflieferanten gegen Krebs

Das in Kartoffeln enthaltene Solanin zählt zu den Glykoalkaloiden (natürlich vorkommende sekundäre Pflanzenstoffe). Nachtschattengewächse bilden diese Stoffe zur Abwehr von Schädlingen und Krankheitserregern. Auch für den Menschen können die bioaktiven Verbindungen toxisch sein. Aber: Forscher:innen fanden nun heraus, dass sie in therapeutischer Dosis Krebszellen zum Absterben bringen und die Bildung von Metastasen unterdrücken.

Studien zufolge eröffnen die Inhaltsstoffe aus Kartoffeln, Tomaten und Auberginen neue Therapieansätze zur Behandlung von Krebs. Das Hauptproblem bei den bisher bekannten Wirkstoffen gegen Krebs ist, dass diese meist auch gesunde Zellen angreifen. Glykoalkaloide zeigten im Rahmen der Studien keinerlei toxische Wirkung oder DNA-Schäden, während das Entstehen neuer Tumore verhindert werden konnte.

Geprüft wurden die folgenden fünf Inhaltsstoffe aus Nachtschattengewächsen:

1. Solanin 
2. Solasonin 
3. Solamargin 
4. Chaconin 
5. Tomatin 

Solanin und Chaconin besonders wirksam

Besonders wirksam zeigen sich Solanin und Chaconin (hauptsächlich in grünen und keimenden Kartoffeln und unreifen Tomaten).
Den Studien zufolge ist Solanin in der Lage zu verhindern, dass krebserregende Stoffe ihre Wirkung im Körper entfalten. Darüber hinaus verhindert es die Bildung von Metastasen. Chaconin kann dagegen Entzündungen hemmen und hat das Potenzial zur Behandlung einer Sepsis.

Das in Auberginen vorkommende Solamargin verhinderte in entsprechenden Versuchen das Vermehren von Leberkrebszellen. Auch interessant: Solamargin zielt auf die Krebsstammzellen ab, die eine Rolle bei Resistenzen gegen Krebsmedikamente spielen.
Zuletzt zeigte sich auch Tomatin wirksam gegen das Vermehren von Krebszellen. Es wirkt zum einen entzündungshemmend und antioxidativ. Zum anderen unterstützt es die Regulierung des Zellzyklus dahingehend, dass Krebszellen eliminiert werden können.

Ziel der Forschung: kombinierte Therapieansätze

Nach diesen positiven Erkenntnissen geht die Forschung in Sachen Glykoalkaloiden weiter. Die heute verwendeten Krebsmedikamente können durch diese sekundären Pflanzeninhaltsstoffe nicht ersetzt werden. Aber sie können im Rahmen von kombinierten Therapieansätzen vermutlich die Wirksamkeit der bisherigen Behandlungen verstärken. Zunächst gilt es, die Eigenschaften der Glykoalkaloide und die Sicherheit der Anwendung am Menschen weiter zu untersuchen.

Referenz:
Winkiel MJ, Chowański S, Słocińska M. Anticancer activity of glycoalkaloids from Solanum plants: A review. Front Pharmacol. 2022 Dec 7;13:979451. doi: 10.3389/fphar.2022.979451. PMID: 36569285; PMCID: PMC9767987.

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